Das Wollmatinger Ried

Ausgedehnte Schilfgebiete, Riedwiesen und ursprüngliche Naturlandschaft im Naturreservat.

Röhrichte im Wollmatinger Ried entlang des Reichenauer Damm in Blickrichtung Allensbach.

Ein großer Teil des 767 Hektar großen Naturreservat liegt auf Reichenauer Gemarkung, unterbrochen wird es vom Reichenauer Damm. Mit höchsten Auszeichnungen versehen, dem europaweit nur an wenige Gebiete verliehenen Europadiplom oder der Einstufung als Feuchtgebiet internationaler Bedeutung nach der Ramsar-Konvention, gehört es zu den ältesten Naturschutzgebieten in BW.

Geprägt wurde das Ried von den unterschiedlichen Wasserständen des Sees. Durch die Schneeschmelze in den Alpen, wird es ab dem späten Frühjahr regelmäßig vom Hochwasser überflutet, wodurch sich eine vielfältige Vegetation entwickelte. Schilfröhrichte, Großseggenriede und vom Menschen geschaffene Streuwiesen bestimmen das Bild.

Die sich anschließenden, nahrungsreichen Flachwasserzonen sind von Tausenden von Wasser- und Watvögeln bevölkert. Von Über 600 im Wollmatinger Ried festgestellten Pflanzenarten sind mehr als 100 in der Roten Liste des Landes Baden-Württemberg aufgeführt, viele sind bundesweit stark gefährdet oder vom Aussterben bedroht, sie befinden sich in verschiedensten Pflanzengesellschaften.

Durch die Streunutzung - im 19. Jahrhundert wurden die Wiesen gemäht und die Streu als Stalleinstreu verwendet - entstanden Pfeifengraswiesen. Sie setzen sich aus dem blauen Pfeifengras, seltenen Pflanzen wie der sibirischen Schwertlilie, dem Lungen-Enzian, dem wohlriechenden Lauch und verschiedenen Orchideen zusammen.

Auch die Sumpf-Siegwurz oder Sumpf-Gladiole kommt dort vor. Sie gilt als eine Rarität und ist in Baden-Württemberg lediglich hier bekannt. Eine andere Pflanzengesellschaft bilden die Wiesen mit Mehlprimeln, schwarzen und roten Knopfbinsen, gewöhnlichem Fettkraut und gewöhnlicher Simsenlilie.

Interessant ist, daß es im Wollmatinger Ried auch ausgesprochene Trockenstandorte gibt. Diese liegen auf den Strandwällen, das sind vom Wellenschlag angehäufte, aus Kalk und darin abgelagerten Schneckenhäuschen bestehende Schnegglisande. Die Wälle werden vom Hochwasser nie erreicht und sind zudem weiter vom Grundwasser entfernt.

Dort finden sich - ganz im Kontrast der sie umgebenden Feuchtvegetation - Trockenpflanzen wie die gewöhnliche Küchenschelle, die gewöhnliche Kugelblume, das Brand-Knabenkraut, die Bienen-Ragwurz oder der Frühlings-Enzian. Unabhängig davon ist noch das Bodensee-Vergißmeinnicht zu erwähnen, das auf dem nährstoffarmen Kiesufer wächst.

Das Wollmatinger Ried ist nicht nur wegen seiner Vegetation berühmt, es ist auch ein hervorragendes Refugium zahlreicher in ihrem Bestand bedrohter Tierarten. Für viele Tiere, seien es Libellen, Amphibien, Vögel oder Schmetterlinge, gehört das Ried zu den letzten Lebensräumen, in denen sie noch Nahrung finden können.

Besonders für die Vogelwelt ist das Ried von eminenter Bedeutung, nicht nur als Brutplatz, sondern auch als zentrales Rast- und Überwinterungsgebiet im süddeutschen Raum. Im Winter sammeln sich hier bis zu 40.000 Wasservögel, Reiher-, Tafel-, Löffel- und Schnatterenten sowie Zwerg- und Haubentaucher.

Auch für die Watvögel bietet das Ried Nahrungsraum, so etwa für Bekassinen, große Brachvögel, Kiebitze, Kampfläufer und Alpenstrandläufer. Von den über 250 registrierten Vogelarten haben etwa ein Drittel im Ried schon gebrütet. Die Kolbenente hat hier einen ihrer Verbreitungsschwerpunkte, aber auch Schwarzhalstaucher, Teichrohrsänger, die besonders gefährdeten Drosselrohrsänger und Rohrweihen sind zu finden.

Was die Fauna angeht, ist zwar die Vogelwelt am besten erforscht, nicht weniger beachtenswert ist aber, daß das Wollmatinger Ried als Lebensraum für Schmetterlinge und Libellen mit mehr als 330 nachgewiesenen Tag- und Nachtfalterarten und etwa 40 Libellenarten eine für mitteleuropäische Verhältnisse besonders hohe Artendichte aufweist.


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